Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie
Gebärmuttermyome sind Geschwülste, die sich in der Wand der Gebärmutter bilden. Eine Entartung, d.h. ein Bösartigwerden von Myomen kommt praktisch nicht vor. In den allermeisten Fällen sind Myome gutartiger Natur, das heißt, sie können nicht metastasieren oder streuen. Sie sind häufig, oftmals völlig symptomlos. Bei Frauen zwischen 40 und 50 sind in über 50% solche Geschwülste bei der Ultraschalluntersuchung nachweisbar.
Myome entstehen und wachsen unter dem Einfluss weiblicher Geschlechtshormone, die hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet werden. Für die Entstehung von Myomen sind wahrscheinlich auch Erbfaktoren verantwortlich. Myome können schnell oder langsam wachsen, kontinuierlich oder mit Unterbrechungen.
Praktisch immer verschwinden die myombedingten Beschwerden nach den Wechseljahren, wenn der Östrogenspiegel (Östrogen ist ein weibliches Geschlechtshormon) absinkt und die Myome schrumpfen.
Unterziehen sich Frauen nun jedoch während oder nach den Wechseljahren einer Hormon(ersatz)therapie, tritt die Schrumpfung nicht ein und es kommt möglicherweise sogar zu einem Wachstum, so dass die myombedingten Beschwerden weiter bestehen bleiben.
Verschiedene Typen der Myome:
- submucöse Myome: liegen in der Gebärmutterhöhle direkt unter der Gebärmutterschleimhaut;
- intramurale Myome: liegen in der Gebärmutterwand;
- subseröse Myome: befinden sich außen an der Gebärmutteroberfläche.
Oft sind Gebärmuttermyome symptomlos, sie können jedoch abhängig von Größe, Lage und Zahl sowohl leichte als auch schwere Beschwerden verursachen. Die submucösen Myome machen schon bei kleiner Größe Blutungsstörungen, insbesondere verstärkte Blutungen. Myome in der Gebärmutterwand bedingen gerne schmerzhafte Monatsblutungen. Myome an der Oberfläche können lange wachsen, ohne Beschwerden zu machen, bis sie sich durch Druck auf die Nachbarorgane bemerkbar machen.
Frauen mit Myomen berichten über ein oder mehrere der folgenden Symptome:
- verstärkte und verlängerte Monatsblutung, manchmal mit Klümpchenbildung (geronnenes Blut);
- Schmerzen im Unterleib;
- Druck, Fremdkörper- oder Schweregefühl im Beckenbereich;
- Schmerzen im Rücken oder in die Beine ziehend;
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr;
- Druckgefühl auf der Harnblase mit vermehrtem Harndrang;
- Druckgefühle auf den Darm, u. U. verbunden mit Schmerzen und Blähungen;
- selten: stark vergrößerter Bauchumfang.
1. Sprechstunde: Diagnostik und Therapieplanung
Größere Myome können bei der gynäkologischen Untersuchung getastet werden. Bei der Ultraschalluntersuchung fallen schon kleinere Myome auf. Bei unklaren Befunden kann eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie/Pelviskopie) weiterhelfen. Dabei können die Myome auch entfernt werden.
An der Charité bieten wir Ihnen das gesamte Spektrum der modernen Diagnose- und Behandlungsmethoden an. Myome, die keine Beschwerden machen, müssen meist nicht behandelt werden. Falls eine gewünschte Schwangerschaft nicht eintritt oder Fehlgeburten durch Myome bedingt sind, ist eine Entfernung jedoch sinnvoll. Ebenso bei auftretenden Blutungsstörungen oder Schmerzen und bei ungebremstem Größenwachstum. Fast immer ist eine Entfernung durch minimal-invasive OP-Technik (per Bauchspiegelung oder per Gebärmutterspiegelung) möglich. Die Gebärmutter kann dabei erhalten werden. Wenn Myome groß und zahlreich vorhanden sind und/oder kein Kinderwunsch besteht, kann die Entfernung der Gebärmutter sinnvoll sein.
Am Anfang einer Myomtherapie steht oft der Versuch einer medikamentösen Behandlung, z.B. mit einer speziellen Antibabypille oder einer anderen zeitlich begrenzten Hormon- oder Hormonrezeptortherapie stehen. Wenn dieser Behandlungsweg nicht möglich oder nicht erfolgreich ist, sollte die direkte Behandlung bzw. Entfernung der Myome geplant werden. Dies kann prinzipiell auf zwei Wegen erfolgen — durch nicht- oder wenig invasive radiologische Verfahren oder durch sog. minimal-invasive operative gynäkologische Verfahren. Jedes der Verfahren hat Vorteile, aber auch Nachteile und Nebenwirkungen. Nicht für jede Patientin ist jedes Behandlungsverfahren gleich geeignet.
Zunächst wird Sie Ihr behandelnder Frauenarzt bzw. Ihre behandelnde Frauenärztin beraten. Bei einer entsprechenden Überweisung können wir dann gern in unserer Klinikmyomsprechstunde besprechen, welches Verfahren für Sie das Beste ist. Wir beraten Sie in der Myomsprechstunde der Berliner Charité am Campus Virchow-Klinikum individuell, umfassend und ergebnisoffen sowohl zu Uterus-erhaltenden (d.h. keine Gebärmutterentfernung) operativen Verfahren als auch zu nicht-gynäkologischen Myomtherapieverfahren.
Für die Entscheidung darüber ist neben Ihren Wünschen vor allem die Größe, Lage und Zahl der vorhandenen Myom-Knoten entscheidend. Außerdem sollte in die Entscheidungsfindung einfließen, ob Sie noch Kinderwunsch haben und ob Sie prinzipiell unabhängig davon einen Erhalt der Gebärmutter wünschen.
Wir beraten Sie gern und bieten Ihnen auch die verschiedenen Behandlungsmethoden im Klinikum an.
Bei jeder Operation und jeder nicht-operativen Behandlungsmaßnahme auch eines gutartigen Befundes sollten Sie die Risiken und Komplikationen des Eingriffs gegenüber den Vorteilen und dem (zu erwartenden) Gewinn an Lebensqualität abwägen. Wir raten zumindest vor einer größeren Operation immer zur Einholung einer kompetenten Zweitmeinung.
Myome und Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft ist prinzipiell auch mit einem Myom möglich, insbesondere dann, wenn es sich um ein kleines und/oder außen an der Gebärmutter befindliches Myom handelt.
Verschiedene Faktoren, sowohl auf Seiten des Mannes als auch auf Seiten der Frau, können das Eintreten einer Schwangerschaft verhindern. Wenn der Mann nachgewiesen zeugungsfähig ist und es keine anderen medizinischen Gründe für die Unfruchtbarkeit eines Paares gibt, können Veränderungen in der Gebärmutter die Ursache sein. Zumindest solche Myome, die den Gebärmutterinnenraum einengen, in dem das befruchtete Ei sich einnistet und der Embryo wächst, sollten behandelt werden.
Bei jeder Therapiemethode, operativ oder nicht-operativ, müssen die Behandlungsrisiken gegenüber den zu erwartenden Verbesserungen der Situation für eine Schwangerschaft abgewogen werden. Nach einer Myom-Operation empfehlen wir, für einen Zeitraum von etwa drei Monate nicht schwanger zu werden. Danach sollte eine Schwangerschaft möglich sein.
2. Operative Therapien
Myomausschälung
Die Myomausschälung ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem nur die Myome entfernt werden und die Gebärmutter erhalten bleibt. Es gibt verschiedene Wege, um das Myom auszuschälen, wobei je nach Lage, Größe und Zahl der Myomknoten der Weg über die Scheide (hysteroskopisch), eine Bauchspiegelung (laparoskopisch) oder der Bauchschnitt gewählt wird. Alle Eingriffe werden in der Regel in Vollnarkose durchgeführt und erfordern nach der Operation einen mehrtägigen Klinikaufenthalt.
Gebärmutterentfernung
Die Entfernung der gesamten Gebärmutter (mit oder ohne Gebärmutterhals; die Eierstöcke bleiben in jedem Fall im Körper) kann je nach Größe des Organs durch die Scheide, per Bauchspiegelung, kombiniert per Bauchspiegelung und durch die Scheide oder, bei einer sehr großen Gebärmutter, auch durch einen Bauchschnitt durchgeführt werden. Bei abgeschlossener Familienplanung, starken myombedingten Beschwerden und Wunsch nach definitiver Blutungsfreiheit ist eine Gebärmutterentfernung eine gute Therapieoption. Sie wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt und ist mit einem 3 bis 7 tägigen Krankenhausaufenthalt verbunden. Eine Schwangerschaft ist nach einer Gebärmutterentfernung nicht mehr möglich.
3. Nicht-operative Therapien
Hier haben sich in den letzten 10 bis 15 Jahren zwei Methoden etabliert, die von den Radiologen durchgeführt werden.
Embolisation von Gebärmuttermyomen
Diese Behandlung wird durch einen spezialisierten Radiologen durchgeführt. Nach einer örtlichen Betäubung in der Leistengegend wird hier über einen ähnlichen Zugang wie bei einer Blutabnahme ein kleiner Plastikschlauch unter Röntgenkontrolle (Durchleuchtung) bis zur Gebärmutterarterie schmerzlos eingeführt. Über diesen werden kleine Kunststoff- oder Gelatineperlen in der Größe von Sandkörnern in die kleinen Schlagadern, welche die Gebärmuttermyome mit Blut versorgen, eingespritzt. Dadurch werden diese vom Blutstrom abgeschnitten, und die Myome werden innerhalb weniger Monate nach der Maßnahme um bis zu 50% schrumpfen.
Die Uterusarterienembolisation allein ist inzwischen weltweit ein etabliertes Verfahren zur Myom-Therapie als Alternative zur Operation. Eine unmittelbare Kombination von Embolisation mit einer ein bis zwei Tage später erfolgenden Myom-Operation kann dann sinnvoll sein, wenn es um geht, die Gebärmutter zu erhalten, obwohl diese durch ein Myom oder mehrere Myom-Knoten sehr stark vergrößert ist (bis oder sogar über Bauchnabelhöhe).
Eine Operation ist in diesen Fällen oft schwierig und kann mit sehr starken Blutungen verbunden sein, die sich mit der durchgeführten Embolisation (einige Tage vor dem Eingriff) deutlich mindern lassen. Damit steigen die Chancen für einen Erhalt der Gebärmutter.
MRT-gelenkte fokussierte Ultraschall
Die zweite Methode ist der MRT-gelenkte fokussierte Ultraschall, mit dem eine Verkleinerung der Myome von bis zu 30–40% erzielt werden kann. Hier liegen Sie in einem röhrenförmigen Magnetresonanztomographen (MRT). Dieser fertigt Bilder von Ihrer Gebärmutter mit dem Myom an. Das Verfahren basiert auf einem starken Magnetfeld und der Einstrahlung von Radiowellen, für die der Mensch nicht empfindlich ist. Mit Hilfe der Aufnahmen werden von einem Radiologen Ultraschallwellen gezielt auf Ihr Myom gerichtet und das Myom wird in mehreren Portionen durch die entstehende Hitze verkleinert. Sie spüren dabei keine Schmerzen.
4. Nachsorge
Prinzipiell besteht bei allen Gebärmutter-erhaltenden Behandlungsmaßnahmen, den operativen sowie den nicht operativen, die Möglichkeit, dass Myome nach einigen Jahren erneut entstehen. In den routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen sollten Sie wiederaufgetretene Symptome oder neue Symptome ansprechen.